Durch Korrosion entstehen jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Wie sich das vermeiden lässt und die Produktqualität erhalten bleibt? Mit VCI-Verpackungen! Wie sie funktionieren, welche Vorteile sie bieten und welche Arten von VCI-Verpackungen es gibt.
Eine Oberfläche aus Metall, Sauerstoff und Wasser – treffen diese drei «Komponenten» aufeinander, kann es durch eine chemische Reaktion zur Korrosion kommen. Das Material wird dadurch angegriffen und das Produkt und seine Funktion beeinträchtigt. Das wohl bekannteste Beispiel für diese Reaktion ist Rost.
Mit steigender Luftfeuchtigkeit der Umgebung, Kondenswasser – etwa beim Containerversand – oder auch einer Verunreinigung der Luft durch Schadstoffe wächst die Korrosionsneigung zusätzlich. Doch wie lässt sich dies verhindern? Indem ein Bestandteil der «Gleichung» entfernt oder verringert wird: sei es, die Wasseranteile in der Luft zu senken oder aber den Kontakt des Wassers und/oder Sauerstoffs mit der zu schützenden Metalloberfläche des Bauteils, der Maschine etc. zu verhindern.
Es gibt dabei verschiedene Methoden für einen solchen Korrosionsschutz. Zum einen sind permanente Lösungen im Einsatz, bei denen mit Beschichtungen wie einer Verzinnung oder Lackierung die Oberfläche geschützt wird. Zum anderen gibt es einen temporären Korrosionsschutz für die Zeit der Produktion, des Transports oder der Lagerung. Zu letzterem zählt die VCI-Methode, die wir hier genauer beleuchten. Alternativ dazu lässt sich ein vorübergehender Schutz auch mit der Schutzschichtmethode oder der Trockenmittel-Methode erzeugen. Mehr zu diesen Methoden lesen Sie in unserem Blogbeitrag «Korrosionsschutz? Einfach mitverpackt!».
So funktioniert VCI
Volatile Corrosion Inhibitor – dafür steht die Abkürzung VCI. Übersetzt bedeutet das flüchtiger Korrosions-Verhinderer. Der Name lässt bereits erahnen, was diese Methode ausmacht. VCI-Moleküle sind dabei bereits in Verpackungsmaterial eingearbeitet und dampfen innerhalb der Verpackung aus, die nicht luftdicht sein muss. Ein Verschluss mittels Klebeband ist zum Beispiel ausreichend. In dieser Gas-Dampfatmosphäre legen sich die Moleküle wie ein Schutzfilm auf das Äußere des Produkts. Die Reaktion mit dem Sauerstoff und Wasser, das in der Luft enthalten ist, wird durch diese Barriere unterbunden.
Wird die Verpackung geöffnet, verflüchtigen sich – ganz dem Namen nach – die Moleküle. Dies bedeutet, dass nach dem Transport oder der Lagerung das Packgut im Gegensatz zu manch anderen Inhibitoren nicht gereinigt o.ä. werden muss, sondern sofort einsatzbereit sind. Da zudem die Schutzatmosphäre durch Neukondensation «selbstheilend» ist, kann die Schutzschicht zugleich wieder entstehen, wenn die Verpackung nur vorübergehend geöffnet wird – etwa beim Zoll. Wieder verschlossen, ist das Innere weiter geschützt.
Je nach VCI-Menge in der Verpackung, klimatischen Bedingungen und der Umverpackung kann die Wirkdauer zwischen wenigen Monaten und über zwei Jahren betragen. Ist beispielsweise aussen noch eine Metall-/Alufolie angebracht, hält sich die Schutzatmosphäre sehr lang – ideal somit auch für den weltweiten Versand und Export.
Warum sich VCI-Verpackungen lohnen
VCI-Korrosionsschutz ist aufgrund dieser Wirkungsweise nicht nur sicher und zuverlässig, sondern auch bequem und einfach in der Handhabung. Die Methode punktet mit folgenden Vorteilen:
- extrem hohe Wirksamkeit und einfache Handhabung
- die Verpackung muss nicht luftdicht sein und kann zum Beispiel vom Zoll geöffnet werden
- der Wirkstoff ist bereits in der Verpackung enthalten, leicht und schnell zu packen
- umfassender Schutz: Gas dringt auch in schwer zugängliche Stellen wie Innengewinde, Bohrungen und Hohlräume ein
- VCI-Stoffe und Träger sind leicht zu entfernen und entsorgen – Produkt muss nicht gereinigt werden
- gesundheitlich unbedenklich auch bei Hautkontakt und Inhalation (der leichte Geruch der VCI-Verpackungen hat keine Auswirkung auf die Gesundheit) – MEDEWO-Produkte entsprechen den Vorgaben der Norm TRGS 615
- leicht zu entsorgen – Material ist recyclingfähig (Ausnahme: PE-beschichtetes VCI-Papier)
Diese VCI Produkte gibt es
Der VCI-Wirkstoff kann in verschiedenes Trägermaterial eingearbeitet sein. Dadurch ergibt sich eine grosse Vielfalt an Verpackungsmöglichkeiten – je nach gewünschter Anwendung und Handhabung. Da die Materialien miteinander kompatibel sind, können Sie sie auch zusammen einsetzen.
VCI-Folie
VCI-Folie hat den Vorteil, dass das Material widerstandsfähig ist und seinen Inhalt vor Feuchtigkeit schützt. Da es zudem transparent ist, ist dieser sofort von aussen – zum Beispiel für den Zoll – sichtbar. Zudem besteht die Schutzwirkung länger als bei VCI-Papier und ein Verschluss mittels Schweissnaht ist ebenso möglich, was die Verpackung noch einmal dichter verschliesst.
Weiterverarbeitet wird VCI-Folie zu einer Vielzahl an Produkten. Sie können zwischen Rollenware oder Beuteln bzw. Säcken wählen. Bei Rollenware sind sie flexibel, was die Länge des benötigten Materials betrifft. Achten Sie nur darauf, Ihr Produkt innen auf die nicht bedruckte Seite zu legen. Auf dieser Seite der Folie dampfen die VCI-Moleküle aus.
Mit VCI-Beuteln haben Sie bereits eine Rundum-Verpackung zur Hand, die gerade für lose Inhalte ideal ist. Ist der Flachbeutel noch mit einem Druckverschluss ausgestattet, ist er besonders schnell in der Handhabung. Mit Säcken können Sie hingegen einen Container bzw. eine Kiste bequem auskleiden.
VCI-Papier
VCI-Papier ist etwas günstiger als VCI-Folie. Zudem gibt es den Wirkstoff schneller ab, der in einer grösseren Menge im Material eingearbeitet ist. Papier nimmt ausserdem zusätzlich Feuchtigkeit auf, die in der Verpackung bzw. Umgebung ist, und minimiert dadurch die Korrosionsneigung weiter. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieses Material besonders umweltfreundlich ist, da es aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt ist. Unbeschichtetes Papier lässt sich sogar über das Altpapier recyceln.
Beim Papier haben Sie die Wahl zwischen verschiedenen Verarbeitungen bzw. Ausführungen. Zum einen kann die Verpackung aus «blossem» VCI-Papier bestehen oder zusätzlich PE-beschichtet sein und glatt oder gekreppt.
Mit einer Beschichtung profitieren Sie einerseits von einem besseren Schutz gegenüber Feuchtigkeit und Luft, die von aussen eindringen könnten. Andererseits sorgt die PE-Schicht dafür, dass VCI-Moleküle nicht nach aussen ausdampfen und somit «ungenutzt» bleiben. Dementsprechend legen Sie die beschichtete Papierseite nach aussen (hier dampfen keine VCI-Wirkstoffe aus) und die unbeschichtete zu Ihrem Produkt.
Unbeschichtetes Papier wirkt hingegen in beide Richtungen und ist daher gerade als Zwischenlage ideal. Ist das Papier gekreppt, ist es zudem dehnbar und rückstellfähig. Weiterverarbeitet wird es zu Rollenware, die Sie selbst in der gewünschten Länge abschneiden, oder bereits fertigen Zuschnitten. Letztere sind ideal, wenn Sie Produkte in gleicher Grösse verpacken.
Im Überblick: VCI-Folie oder VCI-Papier?
Überlegen Sie, ob Sie besser VCI-Folie oder VCI-Papier verwenden sollen? Folgende Übersicht zeigt Ihnen die Vorteile des jeweiligen Materials im Vergleich:
Vorteile VCI-Folie
- Wirkstoffdauer ist länger als bei VCI-Papier
- besitzt eine gute Barriere gegenüber Feuchtigkeit
- transparent – der Inhalt ist auf einen Blick sichtbar
- zäh und widerstandsfähig
Vorteile VCI-Papier
- Wirkstoff wird schneller abgegeben als bei VCI-Folie
- bindet zusätzlich die Feuchtigkeit, durch die Korrosion entsteht
- günstiger als VCI-Folie
- aus nachwachsendem Rohstoff – z. T. im Altpapier entsorgbar
VCI-Chips
VCI-Chips unterscheiden sich insofern von Papier und Folie, dass Sie diese Ihrer Verpackung noch beilegen und so die Wirkstoffreserven erhöhen. So können Sie entweder eine bereits bestehende VCI-Verpackung mit zusätzlichen Depots noch leistungsfähiger machen. Oder Sie können, wenn Sie nur eine geringe Menge an VCI-Wirkstoff benötigen, diese in eine herkömmliche Umverpackung – etwa einen Druckverschlussbeutel aus PE – mit einpacken.
So berechnen Sie die Anzahl an VCI-Chips
Wie viel Gramm an VCI-Wirkstoff Sie benötigen, hängt von der gewünschten Wirkdauer, dem Transportweg sowie dem Verpackungsvolumen ab.
Richtwerte für VCI-Einsatzmengen – die Mengen gelten je m³ in Gramm VCI-Wirkstoff
Dauer | Kontinentaler Versand | Klimazonen/weltweiter Versand |
---|---|---|
3 Monate | 50 g | 60 g |
6 Monate | 75 g | 100 g |
12 Monate | 100 g | 150 g |
24 Monate | 200 g | 250 g |
Angaben ohne Gewähr
Ein Beispiel:
Ihr Flachbeutel aus konventioneller PE-Folie hat die Masse 1.000 x 800 mm und somit ein Volumen von etwa 50 l. Wenn Sie darin interkontinental versenden und eine Schutzdauer von 12 Monaten wünschen, benötigen Sie 150g VCI je 1.000 l.
Da das Beutelvolumen einem 20stel von 1’000 l entspricht, rechnen Sie für die VCI-Menge ein 20stel von 150 g, also 7,5 g.
Bei MEDEWO enthält ein Chip 0,5 g VCI. Das ergibt für Ihre Verpackung eine benötigte Anzahl von 15 VCI-Chips.
Darauf kommt es bei der Anwendung an
Für welchen VCI-Trägerstoff Sie sich auch entscheiden, beim Verpacken und der Anwendung kommt es auf einige Punkte an. Beachten Sie die folgenden Tipps, setzen Sie eine wirksame VCI-Verpackung ein, die Ihre Ware optimal schützt.
Checkliste für das Verpacken
- Lagern Sie das VCI-Material geschützt vor Zugluft und in der Originalpackung. So vermeiden Sie, dass es bereits vor seinem Einsatz in grossen Mengen ausdampft.
- War das Material länger nicht in Gebrauch, entfernen Sie am besten von der Rolle die oberste Lage bzw. nehmen den obersten Zuschnitt oder Beutel vom Stapel. Diese können bereits Wirkstoff an die Umgebung abgegeben haben. Übrigens: Sie können auch einen Geruchstest machen. Riechen Sie noch den typischen leichten «VCI-Geruch», enthält das Material noch Wirkstoff.
- Die Oberflächen Ihres Produkts sind sauber und frei von Rückständen – z. B. aus der Fertigung oder von Fingerabdrücken.
- Die Ware ist ausreichend getrocknet, um Restfeuchte zu vermeiden.
- Die Produkte haben sich im Raum, in dem verpackt wird, akklimatisiert.
- Sie tragen Handschuhe beim Einpacken, um keine Fingerabdrücke oder Handschweiss zu hinterlassen. Der Kontakt mit den VCI-Verpackungen selbst benötigt keine Schutzausrüstung.
- Vermeiden Sie direkten Kontakt der Ware mit Holz, herkömmlicher Wellkarton und Papier. An diesen Kontaktstellen könnte sonst aufgrund von Feuchtigkeit bzw. dem natürlichen Wassergehalt in den Materialien selbst Korrosion entstehen. Legen Sie stattdessen VCI-Verpackungsmaterial dazwischen.
- Damit sich die Schutzatmosphäre innerhalb der Verpackung ausreichend entwickeln kann, planen Sie mindestens einen halben Tag Zeit ein bis zum Weitertransport oder der Einlagerung.
- Beim Berechnen der benötigten VCI-Menge haben Sie die Transport-/Lagerungsdauer sowie Klimazone berücksichtigt. Ist es heiss und feucht, geben Sie mehr VCI bei. Bei kühlen und trockenen Bedingungen ist hingegen weniger VCI nötig.
Sie haben noch Fragen rund um VCI und Korrosionsschutz? Die MEDEWO-Verpackungsspezialisten sind gerne für Sie da:
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